Vertikale Mischkultur – Urban Garden an der Wand

Was ist eine Mischkultur?

Mischkulturen sind mehr als ein Chaos im Garten. Die bunte Mischung verschiedener Pflanzenarten kann das Wachstum und die Gesundheit der Pflanzen positiv beeinflussen, auch in . urbanen Gärten.

Bei einer Mischkultur handelt es sich um ein Nebeneinander von Nutz- und Zierpflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften, zum Beispiel bezüglich Reifezeit, Nährstoffansprüchen oder Raumbedarf. Mit anderen Worten: Es wird versucht, die Natur zu imitieren.

Beim Anlegen eines Mischkulturbeetes geht man jedoch keinesfalls zufällig vor, sondern versucht die wechselseitigen Wirkungen der Pflanzen möglichst positiv zu nutzen. Es ist auch wichtig, die verschiedenen Wechselwirkungen der Pflanzen zueinander zu beachten, die sehr unterschiedlich sein können.

Mischkultur in der vertikalen Begrünung

Vertikale Gärten sind fast immer Mischkulturen. Einerseits, weil die Wand verschiedene Feuchtbereiche hat und in den unterschiedlichen Bereichen unterschiedliche Pflanzen ihr Optimum finden. Andererseits, weil der vertikale Garten der einzige Garten ist und man eine Vielfalt möchte. Nicht zu vergessen, dass Mischkulturen optisch attraktiver sind. Sie verleihen den Wänden eine gewisse Natürlichkeit.

Die Pflanzenwand ist der ideale Garten für Mischkulturen.

 

Unterschied zwischen einer normalen und einer vertikalen Mischkultur.

Der große Unterschied liegt in der vertikalen Beschaffenheit. Bei Systemen mit Umwälzbewässerung spielt diese eine zentrale Rolle.

Beim normalen Garten am Boden ist das Einflussgebiet einer Pflanze klar begrenzt, d.h. die meisten Pflanzen können nur in unmittelbarer Nähe ihren Einfluss ausüben.

Bei einem vertikalen Garten sieht die Sache ganz anders aus. Das Einflussgebiet steigt mit der Lage. Je weiter oben die Pflanze, desto größer ist ihr Einfluss auf das Pflanzengefüge. Das liegt an der vertikalen Eigenschaft. Der Einfluss breitet sich immer nach unten aus.

Einflussbereich von einer Pflanze im Boden:

Am Boden breitet sich der Einflussbereich einer Pflanze radial aus.
Die Ausbreitung ist bedingt durch die Länge und Wuchsrichtung der Wurzeln, der Tragweite des im Boden befindenden Wassers und der Pflanzenteile die rund um die Pflanze zu Boden fallen.

Über die Luft breiten sich vor allem Düfte, chemische Botenstoffe und feine Pflanzenteile aus. Deren Ausbreitung ist grösstenteils vom Wind abhängig oder findet nur Lokal statt.

Einflussbereich von einer Pflanze in einer Pflanzenwand

oben: Pflanzenwand ohne Umwälzbewässerung

unten: Pflanzenwand mit Umwälzbewässerung

Bei der Pflanzenwand breitet sich der Einflussbereich der Pflanzen immer nach unten aus. In der Matte fliesst das Wasser, das Träger der Einflussstoffe ist, immer nach unten. Es Sammelt sich auch nirgends und konzentriert sich.

Bei einer Pflanzenwand ohne Umwälzbewässerung wird der Effekt der Pflanzen vermindert, da viele Stoffe ausgewaschen werden.

Bei einer Umwälzbewässerung wird das Wasser gesammelt und wieder von oben in die Wand geleitet. Das ist sehr effizient, da keine Einflussstoffe verloren gehen und die Stoffe gleichmässig und stetig in der Wand verteilt werden.

Über die Luft verteilt sich der Einfluss der Pflanzen auch von oben nach unten. Das liegt Hauptsächlich daran, dass die Pflanzen beim transpirieren die Umgebungsluft abkühlen. Die kühle Luft ist schwerer als die Warme, sinkt ab und zieht von oben neue Luft nach. Kurz gesagt: Es entsteht ein feiner Luftstrom der an der Pflanzenwand entlang runter fliesst. Dieser Luftstrom verteilt die Einflussstoffe nach unten über die Wand.

Fazit

Fazit: Eine Pflanzenwand mit Umwälzsystem ist wie geschaffen für die Mischkultur und maximiert den Effekt der Pflanzen zueinander und verteilt ihn über die ganze Wand.

Achtung: Wenn sich zwei Pflanzen nicht mögen, hilft in einer Pflanzenwand auch der grösste Abstand nichts

Mischkultur planen

Es gibt verschiedene Wege, an eine Mischkultur heranzutreten. Die aufwändigste ist die «Versuch und Irrtum»-Methode. Dabei wird die Mischkultur nur aus Erfahrungswerten zusammengestellt. Dabei ist die Beobachtung das Wichtigste. In der Natur findet man die Vorlage und zu Hause lässt man sich vom Ergebnis überraschen.

Natürlich haben das schon viele andere vor uns gemacht und haben uns das Wissen bereitgestellt. Mit Mischkulturscheiben und Tabellen können wir einfach und effektiv bestimmen, welche Pflanzen zueinander passen und welche nicht. Das macht die Mischkultur jedem zugänglich.

Vertikaler Wandgarten für Nutzpflanzen - Frau Geroldsgarten Zürich

Vorteile von Mischkultur

  • grosse Vielfalt auf kleiner Fläche

 

  • eine höchst effektive Nutzung der zur Verfügung stehenden Bepflanzungsfläche

 

  • Effizientere Ressourcennutzung (Nährstoffe, Wasser, Licht) gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt.

 

  • brauchen wenig bis keine Stickstoffdüngung

 

  • eine gleichmäßige Pflanzendecke unterdrückt den Unkrautwuchs, hält den Untergrund feucht

 

  • Ausscheidungen verschiedener Stoffe aus Wurzeln, Blättern oder Blüten haben zudem eine positive Wirkung auf bestimmte Nachbarpflanzen oder helfen den Krankheits- und Schädlingsbefall zu reduzieren.

Was passt zusammen?

Die Mischkultur-Tabelle ist eine der einfachsten Möglichkeiten, um zu bestimmen, was nebeneinander gepflanzt werden kann. Ich habe eine solche Tabelle für euch vorbereitet. Ihr könnt sie bei Bedarf herunterladen und ausdrucken. Sie eignet sich gleichermaßen für ländliche und urbane Gärten.

Achtung: Nicht alle Gemüsesorten in der Tabelle eignen sich für den vertikalen Garten. Ich habe sie dennoch aufgenommen, damit die Tabelle auch anderweitig im Garten angewendet werden kann.

Eine kleine Sammlung von positiven Wechselwirkungen zwischen Nutzpflanzen im Urban Garden:

Basilikum:

  • bei Gurken: lockt Insekten an, die die Blüten der Gurke bestäuben
  • wehrt bei verschiedenen Gemüsesorten Fliegen ab

Bohnenkraut:

  • zur Abwehr der schwarzen Bohnenlaus bei Bohnen

Dill:

  • stärkt die Widerstandsfähigkeit bei Gurken, Kohl, Karotten und Rote Bete
  • fördert die Keimfähigkeit der Pflanzen.

Kapuzinerkresse:

  • hält bei Brokkoli und Obstbäumen die Blattläuse fern, da sie die Schädlinge stärker anlockt
  • bei Kirschbäumen werden Blattläuse sogar abgewehrt

Karotten:

  • Lauchmotten und Zwiebelfliegen werden ferngehalten, was Porree und Zwiebeln schützt.

Kerbel:

  • vertreibt die Blattläuse und die Ameisen vom Salat

Knoblauch:

  • schützt vor Pilzerkrankungen bei: Beerensträuchern, Gurken, Karotten, Obstbäumen, Salat, Schwarzwurzeln und Tomaten

Kohl:

  • vorbeugend gegen Selleriefrost beim Sellerie
  • beugt gegen die Blattfleckenkrankheit bei Tomaten vor

Lavendel:

  • wehrt Blattläuse bei Rosen ab

Porree:

  • beugt gegen Schimmelkrankheiten bei Erdbeeren vor
  • hält Möhrenfliegen von Karotten fern

Ringelblume:

  • Nematoden werden bei Kartoffeln und Tomaten abgewehrt

Salat:

  • Erdflöhe werden von Kohl, Radieschen und Rettich ferngehalten

Sellerie:

  • hält Kohlweissling vom Kohl fern

Tagetes

  • wehrt bei Tomaten und Kartoffeln die Nematoden ab

Tomate:

  • hält Kohlweissling vom Kohl fern

Wermut:

  • vorbeugend gegen Säulenfrost bei Johannibeeren

Zwiebeln:

  • Möhrenfliegen werden von den Karotten ferngehalten
  • schützt vor Pilzinfektionen bei Erdbeeren

Jetzt wisst ihr, was eine Mischkultur ist. Für Fragen und Anregungen bin ich immer offen. Vor allem interessieren mich eure Erfahrungen.

Viel Spass beim Anlegen eurer Mischkultur.