Ich liebe Experimente und heute lade ich euch ein, bei einem gewagten Pflanzenwand-Experiment dabei zu sein. Ich werde heute eine … (Trommelwirbel) … Vanillepflanze in meine Pflanzenwand im Wohnzimmer einsetzen. Die Vanillepflanze ist eine Orchidee und ziemlich anspruchsvoll.
Mein Ziel ist erstmal das Überleben der Pflanze. Danach wäre es schön, wenn sie (leider erst in einigen Jahren) zu blühen beginnt. Der krönende Abschluss wären dann meine eigenen Vanilleschoten. Mal sehen, was wird. Um die Entwicklung der Vanillepflanze zu dokumentieren, werde ich ein Tagebuch für sie schreiben.
Lasst uns beginnen!
Meine Vanillepflanze
Meine Vanillepflanze ist eine echte Vanille (Vanilla planifolia), stammt aus dem Gartenfachhandel und wurde bereits an einer Rankhilfe vorgezüchtet.
Die echte Vanille stammt aus dem tropischen Teil Mexikos. Das Hauptanbaugebiet von Vanille ist heute Madagaskar und Sri Lanka. Die schnell wachsende Schling- und Kletterpflanze ist eine echte Orchidee.
Die creme-gelben, herrlich duftenden Orchideenblüten bilden sich, wenn die Ranken der Pflanze ca. 2 m lang gewachsen sind. Die bekannten, ca. 15 cm langen Vanilleschoten sind die Samenkapseln der bestäubten Blüten dieser Pflanze.

Herausforderungen
- Echte Orchidee
- Nicht einfach zu kultivieren
- Für reine Wohnungshaltung nicht zu empfehlen
- Keine Einsteigerpflanze
- Standort – hell, sehr warm und mit hoher Luftfeuchte (70-80 Prozent)
- Keine direkte Sonne
- Ganzjährig warm, nie unter 15°C
- Ranken wachsen bis zu 1 m im Jahr und können bis 30 m in die Höhe wachsen
- Gießen – regelmäßig, aber nicht zu viel
- Mit weichem, kalkfreiem und warmem Wasser (Regenwasser)
- Monatlich düngen – Orchideendünger
- Regelmäßig besprühen, am besten mehrmals am Tag
- Blüten wachsen erst ab 2 m Rankenlänge
- Mögliche Schädlinge – Schildläuse, besonders bei der Überwinterung
Die pink eingefärbten Stellen sind Punkte, die ich auf jeden Fall nicht erfüllen werde. Den Rest versuche ich so optimal wie möglich umzusetzen.

Pflanzenlage in der Wand
- Ganz oben oder ganz unten ist es zu nass bzw. zu trocken.
- Am linken und rechten Rand ist es zu trocken, vor allem was die Luftfeuchtigkeit angeht.
- Da die Pflanze ohne Rankhilfen vorerst eine Hängepflanze ist, muss darauf geachtet werden, dass sie nicht zu Boden hängt.
- Die obere Hälfte ist nicht ideal, da die Pflanze Raum braucht, um nach oben zu wachsen (ich hoffe, sie rankt sich mit der Zeit in die Höhe). Immerhin brauche ich mindestens 2 m lange Triebe, bevor Blüten ausgebildet werden.
Unten ist ein Schema mit dem idealen Bereich (grün).
Die Lage in der Pflanzenwand ist entscheidend für den Erfolg meines Projekts. Hier sehen Sie, wo der ideale Pflanzort ist:


Beetnachbarn
Bei Pflanzen kann es eine große Rolle spielen, neben welchen Pflanzen sie eingepflanzt werden.
Meine Vanillepflanze hat als Nachbarn die Bubiköpfe (Soleirolia soleirolii) und den Zierspargel (Asparagus). Die Bubiköpfe haben dank ihres vollen Blattwerks eine sehr hohe Transpirationsrate. Das bedeutet, sie geben viel Wasser an die Umgebung ab und steigern so die Luftfeuchtigkeit. Außerdem sind Bubiköpfe ausgezeichnete Rankhilfen. Auch wenn sie nicht den Anschein erwecken, habe ich schon oft beobachtet, wie Pflanzen an Bubiköpfen hochgewachsen sind.
Der Zierspargel befindet sich direkt oberhalb der Vanille. Er soll die Luftfeuchtigkeit ein wenig daran hindern, sofort aufzusteigen. Dadurch erhoffe ich mir einen Bereich mit gesteigerter Luftfeuchtigkeit.

Links: Vanille, oben: Zierspargel und rechts: Bubikopf
Bedingungen
Licht: Meine Vanillepflanze befindet sich in der Nähe des Fensters, bekommt aber kein direktes Sonnenlicht ab. Außerdem habe ich einen LED-Tageslicht-Scheinwerfer auf die Wand gerichtet, sodass die Vanillepflanze 24 Stunden lang direkt beleuchtet wird.
Temperatur: 25,5 Grad Celsius (77,9 Grad Fahrenheit), momentan scheint die Sonne herein.
Luftfeuchtigkeit bei der Pflanze: 73 % direkt an der Wand

Tagebuch einer Vanillepflanze
Aus der Sicht der Pflanze
11. Oktober 2017
Heute ist ein großer Tag. Ich komme in mein neues Zuhause. Behutsam werde ich aus dem Topf genommen und die Erde wird locker von meinen Wurzeln abgeschüttelt. Jetzt bekomme ich einen Platz in der Wand. Um mich herum sind ganz viele verschiedene Pflanzen und ich hoffe, ich werde mich gut mit ihnen verstehen.
In meinem Topf hatte ich ein kleines Gerüst, an dem ich hochgerankt bin. Leider musste man mich etwas gewaltsam davon entfernen, weil ich mich richtig festgekrallt habe. Jetzt habe ich kein Gerüst mehr. Ich hänge sozusagen kopfüber in der Wand. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Da kommt viel Arbeit auf mich zu, weil ich jetzt alle meine Blätter drehen muss, um mich wieder wohlzufühlen. Aber ich bin optimistisch :-).

Ich hänge noch kopfüber.
18. Oktober 2017
Langsam habe ich mich hier eingelebt und verstehe mich auch gut mit meinen Beetnachbarn. Die Luftfeuchtigkeit in meiner Umgebung liegt konstant bei 70-72 % und die Temperatur zwischen 22° und 25° Celsius.
Ich musste mich auch nicht anstrengen, um meine Blätter zu drehen, wie ich anfangs dachte. Das Licht kommt von unten und dorthin zeigen meine Blätter ja schon. Trotzdem habe ich angefangen, nach oben zu wachsen, wie es mir meine Natur befiehlt. Durch meine Drehung der Wuchsrichtung ist an jedem Zweig eine Schlaufe entstanden, die jetzt voller Elan in die Höhe strebt. Bald muss ich Halt finden und mich festkrallen, damit ich noch höher hinaus kann. Im Moment stehe ich allerdings noch am Anfang meines Weges. Ich bin gespannt und zuversichtlich.


Wuchsrichtung mit Schlaufe

Eingefärbte Wuchsrichtung mit Schlaufe

23. Oktober 2017
Nach oben zu wachsen ist gar nicht so einfach, wenn man vertikal an eine Wand gepflanzt wurde. Aber wie sagt man so schön: «Die Natur findet immer einen Weg». Im Moment breite ich meine Ranken in alle Richtungen aus, um mir einen geeigneten Halt zu suchen. Das geht ziemlich schnell. Jeden Tag wachsen meine Ranken 2-3 cm und dringen bis in die tiefsten Winkel der Pflanzenwand vor. Das Ziel ist es, sich festzukrallen und mich hochzuziehen, damit ich mühelos in die Höhe wachsen kann.
Ich bin mal gespannt, wo sich die Ranken festkrallen werden.

Ranke die in Bubikopf-Dickicht hinein wächst.

Hallo Nathalie
Wie geht es der Vanillepflanze? Nähm mich echt Wunder wie dein Experiment weitergegangen ist?
Gruess Manu
Leider hat es die Vanille Pflanze nicht geschafft. Es ist mir ein Rätsel was Passiert ist. Der Stiel der Pflanze hat angefangen zu verdorren. Die geschah von der Mitte aus und hat die Energiezufuhr von den Wurzeln zu den Blättern unterbrochen. Nichts desto Trotz haben die Blätter der Pflanze noch weitere 2 Monate saftig grün ausgesehen. Wahrscheinlich wäre sie noch monatelang grün geblieben. Allerdings habe ich die Vanillepflanze aus der Wand genommen, um zu untersuchen was passiert ist. Dabei habe ich festgestellt, dass die Wurzeln völlig unbeschadet waren und ausser dem verdorrten Abschnitts des Stiels, alles gut und gesund aussah. Die verdorrte Stelle am Stiel hat sich mehr und mehr ausgebreitet mit ca. 1-2 cm im Monat. So sah die Pflanze aus als ich sie entfernt habe:


Ich werde es auf jeden Fall wieder mit der Vanillepflanze versuchen und hoffe, dass ich irgendwann meine eigenen Vanilleschoten ernten kann.