Wie häufig der Spitzwegerich den Weg säumt, fällt uns nur selten auf. Mit seiner unscheinbaren Blüte, die eher an eine auf langem Stängel ruhende Grasähre erinnert, aus der kleine Blüten mit zierlichen Staubgefäßen lugen, geht er im bunten Wiesenallerlei fast unter. Dabei bildet er am Boden eine große Rosette aus den namengebenden spitz zulaufenden Blättern. Auffällig ist, dass diese 20 bis 40 cm langen Blätter nicht wie bei anderen Pflanzen mit einem ästigen Muster, sondern rein mit Längsadern gezeichnet sind, ein Charakteristikum, das sonst hauptsächlich bei Gräsern zu finden ist. So imitiert der Spitzwegerich geradezu zweifach die Grassorten, mit denen er Seite an Seite in den Wiesen wohnt.
Wo wächst der Spitzwegerich?
Der Spitzwegerich ist überall auf trockenen Wiesen, Feldern, Schuttplätzen und Wegrändern zu finden.
Er wächst auch in Höhenlagen bis zu 1.700 Metern und ist im bergigen Gelände genauso zu Hause wie im Flachland. Ursprünglich kam er nur in Mitteleuropa vor. Heute hat sich die Heilpflanze über die ganze Welt ausgebreitet. Besonders in asiatischen Ländern wächst die krautige Pflanze stark. Aufgrund ihrer hohen Heilwirkung wird Spitzwegerich zudem gezielt kultiviert.
Wie sieht der Spitzwegerich aus?

Es handelt sich um eine ausdauernde, bis zu 50 cm hohe, krautige Staudenpflanze. Die parallelnervigen (3–7 Nervenbahnen), ungestielten Blätter stehen vollständig in einer grundständigen Rosette. Sie sind schmal-lanzettlich, ganzrandig oder leicht gezähnt, zum Stiel hin verschmälert und nur wenig behaart. Der lange, blattlose, fünfkantige Stängel wächst gerade aufrecht und mündet in die endständige, walzenartige Blüteähre, wobei die Ähre mit 1–4 cm deutlich kürzer als der Stängel ist.
Wie und was ernte ich?

Im Frühling können Sie den ersten Blattaustrieb pflücken und klein gehackt in Salaten und Suppen verwenden. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen noch keine Samen angesetzt haben. Zum Trocknen sammeln Sie die Blätter von Mai bis zum Spätsommer. Zunächst sollten Sie sie behutsam waschen, trocken tupfen, locker ausbreiten und dann im luftigen Schatten trocknen lassen. Nach vier bis sieben Tagen sind die Blätter trocken und werden in Gläser abgefüllt. Bei Bedarf werden sie zerkleinert. Seit kurzem werden auch die Samen des Spitzwegerichs (auch «Deutscher Flohsamen» genannt) verwendet. Sie wirken ähnlich wie Leinsamen abführend, nur wesentlich milder. Streifen Sie dazu die Samen vorsichtig von der Pflanze und legen Sie diese zum Trocknen auf Pergamentpapier aus. Füllen Sie die Samen in verschließbare Gläser ab.
Spitzwegerich als Heilmittel
Die Pflanze wirkt reizmildernd, adstringierend und antibakteriell. Die antibakterielle Wirkung wurde sowohl für den Pflanzenpresssaft als auch für wässrige Extrakte nachgewiesen. Eine entzündungshemmende und immunstimulierende Wirkung ist erwiesen.
Wenn man sich in der freien Natur verletzt und weder Pflaster noch Desinfektionsmittel dabei hat, hilft es, ein paar Spitzwegerichblätter zu zerkauen und auf die Wunde aufzulegen. Mit einem unzerkauten Blatt kann man das Ganze bedecken.
Die vielseitige Heilwirkung, die Spitzwegerich dank der hochwertigen Inhaltsstoffe besitzt, ist den Menschen seit Jahrtausenden bekannt. Spitzwegerich wirkt
- reizlindernd,
- zusammenziehend,
- antibakteriell,
- antimikrobiell,
- leberreinigend,
- schleimlösend und
- krankheitsvorbeugend.
Spitzwegerich hemmt Bakterien und Erreger von Infektionen der Harn- und Atemwege sowie der Haut,
- lindert Lungenentzündungen,
- Katarrhe,
- Rachenschleimhautentzündungen,
- Muskelerkrankungen
- und Hustenreize.
Bei Mückenstichen, Allergien oder äußerlichen Hautverletzungen sollten Betroffene die frischen Blätter des Spitzwegerichs zerkauen und auf die Wunde oder entzündete Hautstelle legen. Gleichzeitig desinfiziert die Pflanze die Wunde und fördert die Wundheilung. Bei Insektenstichen hemmt sie das Juckgefühl. Auch lassen sich mit dem Kraut Darmpilze und Erkältungskrankheiten behandeln.

Rezepte
Spitzwegerich Hustensaft

Zutaten
- 250g Spitzwegerich
- 250 ml Wasser
- 250 g Zucker
- 125 g Honig
- Die gewaschenen Spitzwegerichblätter pürieren.
- Wasser, Zucker und Honig dazugeben.
- Bei schwacher Hitze kochen, bis es ganz dick wird.
- Danach den Saft in vorgewärmte Gläser füllen und in den Kühlschrank stellen, da sich dieser Hustensaft nur einige Tage hält.
Spitzwegerichplätzchen

Zutaten
- 120 g Butter
- 1 Ei
- 1,5 EL Honig
- 50 g Dinkel, frisch mahlen, oder Dinkelvollkornmehl
- 50 g Haferflocken
- 0,5 TL Backpulver
- 1 Handvoll Spitzwegerich, Blätter, gehackt
- Butter mit Honig und Ei schaumig rühren. Wer die Plätzchen süßer mag nimmt 2 EL (ich nehme einen gehäuften EL).
- Mehl, Haferflocken und Backpulver unterrühren.
- 1 kleine Handvoll gehackte bzw. sehr klein geschnittene Spitzwegerichblätter beifügen (am besten schmecken die jungen im Frühjahr). Wer mag kann auch noch ein paar junge Spitzwegerichknospen hinzufügen.
- Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech kleine Häufchen setzen. Bei 170 Grad im Backofen ca 12-15 Minuten backen, je nach Größe. Aufpassen, die Plätzchen werden an den Seiten leicht dunkel!
- Sehr lecker schmeckt auch Quark dazu.
Spitzwegerich-Knödel

Zutaten
- 4 Stück Brötchen, keine frischen, altbacken.
- 110 gr. Spitzwegerichblätter frisch
- 50 gr. gehackte Zwiebeln
- 40 gr. Sahnemeerettich
- 1 St. Ei
- 1 St. Eigelb
- 1/2 Tel. Meersalz
- 1 Msp. Muskat gemahlen
- 1/2 EL Saure Sahne
- 1-2 EL Mehl
- 200 ml Milch
- 3 St. Scheiben getr. Tomate
- 1 Tel. Butter
- 2,5 l Wasser mit einer prise Salz
- Die Brötchen mit einem guten Brotmesser klein schneiden und mit der erhitzten Milch übergießen. 1/2 Stunde ziehen lassen.
- Die Zwiebelwürfel in Butter andünsten
- Die klein geschnittenen Spitwegerichblätter und die klein geschnitten Tomaten dazugeben
- Die Masse verrühren und zu der Brötchenmasse geben.
- Eier, saure Sahne, Muskat, Salz und den Meerrettich verrühren und zu der Brötchenmasse geben.
- Alles zusammen gut durchmengen
- Den Teig nochmal eine 1/2 Stunde stehen lassen.
- Köndel formen, wenn der Teig nicht gut zu formen ist etvl. noch etwas Semmelmehl dazu geben.
- Das Wasser zum kochen bringen, runter schalten und die Knödel 10-15 Minuten köcheln lassen.